Ginan Seidls essayistischer Splitscreen-Film und Drei-Kanal-Installation „ج ن ن“ basiert auf familiären Gesprächen während einer Reise in den Irak sowie auf einer intensiven Recherche zu den Dschinn* – ephemeren Wesen, die tief in die irakische Kultur eingebettet sind. Die 2-Kanal-Videoinstallation nimmt die Zuschauer:innen mit auf eine visuelle Reise durch die irakische Wüste, von Ur über Babylon bis in zurückgezogene Wohnzimmer in Bagdad. Fragmentarisch hinterfragt sie eine Kultur und Gesellschaft, die in den letzten Jahrzehnten von Kriegen, Bürgerkriegen, Repression und Terrorismus zerrissen wurde. Kosmovisionen verweben sich mit historischen Ereignissen und persönlichen Erfahrungen. Während das Werk einen experimentellen Zugriff von außen wagt und diese Erfahrungen zu erfassen sucht, kreist es zugleich um die Leere des Unsagbaren, um das Dazwischen auf einer zutiefst persönlichen Ebene – und bleibt doch an dessen Wucht abprallend.
*Dschinn werden sowohl im Koran als auch in vorislamischen Texten erwähnt und erscheinen in verschiedensten Formen und Gestalten. Sie gelten als fähig, Menschen besondere Kräfte zu verleihen: Sie können sowohl heilen als auch dazu führen, dass jemand den Verstand verliert. Saddam Hussein, der von 1979 bis 2004 Präsident des Irak war, sagte man nach, mit sieben Dschinn kommuniziert zu haben; ein Team von Magiern und Dschinn soll ihn politisch beraten haben.